Geschichte

Die folgenden historischen Überlieferungen basieren auf unserem ältesten und rüstigsten Campingfreund Sepp Bühring, der über 70 Jahre lang schon als Camper an der Talsperre Pirk verbringt.

Die Anfänge

Angefangen hat alles am süd-westlichen Ufer der Pirk – also genau gegenüber den jetzigen Campingplätzen. Damals nannte sich das nicht Camping, sondern Zelten. Als Behausung dienten alte Militärzelte aus dem 2. Weltkrieg. Da die Zelte keinen Boden besaßen, man aber nicht auf dem nackten Boden schlafen wollte, wurde alles mit Stroh vom nahe gelegenen Bauernhof ausgelegt. Das Stroh hatte man natürlich nach dem Wochenende beim Bauer wieder unversehrt abzuliefern.  Auf dem Weg zum Wasser lag die Bahnstrecke der jetzigen Vogtlandbahn, auf der zur damaligen Zeit noch Eisenbahnen unterwegs gewesen sind. Diese versprühten nicht nur heißen Dampf, sondern mitunter auch das ein oder andere Stückchen Glut, sodass es im Grunde kein Zelt ohne Brandlöcher gab. Der Bahnpolizei sind die Camper ein Dorn im Auge gewesen, da sie teils unachtsam die Bahnstrecke überquerten, oder einfach Sachen auf den Schienen liegen ließen / verloren. Des Öfteren wurden alles dann vertrieben, was jedoch keinen davon abhielt spätestens am darauffolgenden Wochenende wieder am gleichen Fleck zu zelten.

Toiletten oder gar Duschen gab es auch keine. Wer mal „musste“ nahm einen Spaten und ging zum nahe gelegenen Wald. Rechts rum liefen die Frauen, links rum die Männer. Der Rest bleibt an dieser Stelle unerwähnt. 😊

Die ersten Boote

Boote in einem Laden kaufen war Utopie und Faltboote gab es erst in den 50-er Jahren. Jeder der segeln wollte, musste sich selbst ein Boot bauen. Holz und Schrauben wurde aus den Einrichtungen von Zügen „wiederverwertet“ 😉, Segel gab es nur auf Bedarfschein à sprich keiner bekam eins. Aber Not macht erfinderisch. Das Bettlaken war genauso gut, nur eins allein reichte noch nicht. Da die Mutter aber ja aller paar Wochen ein neues ausgab, und die gleichen Atemzug die gebrauchte Wäsche zurückforderte, ließ man eben einfach das gebrauchte Laken gleich weg. So musste sich die Mutter auch nicht so sehr mit dem Waschen abplagen. Die Tante war gut im Zusammensteppen und wurde zum Schweigen verpflichtet. Vier Laken ergaben ein super Segel! 😊 Der Mutter war erst später aufgefallen, dass irgendwas nicht stimmte, da der Schrank irgendwie immer leerer nach dem Wäsche waschen war. Irgendwann hat die Tante der Mutter verraten, dass sie doch mal nach Pirk fahren soll, da würde sich das Mysterium wohl aufklären.

Der Campingverein

1947 gründeten Jochen Fölkel, Jochen Müller und Jochen Richter die Betriebssportgemeinschaft BSG Einheit. Anfangs noch wenig bekannt und mit wenig Interesse der Betriebe mussten die ersten Mitglieder rekrutiert werden. Jochen Müller, der Verkausstellenleiter bei der SpoWa war, rührte dafür die Werbetrommel, sodaß der Verein schneller wuchs. Das Grundstück auf dem jetzt die grüne Hütte steht wurde gepachtet und durch die finanzielle Unterstützung der Betriebe die ersten Faltboote angeschafft. Das Wochenende an der Pirk zu verbringen wurde immer beliebter und die Zeltplätze rarer. Eine Zeit lang existierte sogar eine Schranke auf der Zufahrtsstraße nach der Jugendherberge, die abwechselnd von den Mitgliedern der Gemeinschaft bis teilweise tief in die Nacht bewacht wurde. Wer zelten wollte benötigte einen Zeltschein. Den gab es genauso wie den Bootsschein beim Stauwärter für 1,50 Mark für ein Wochenende. Das Miteinander auf den Zeltplätzen basierte auf den drei Grundprinzipien:

  • Anerkennung
  • Achtung
  • Rücksichtnahme

Das war für alle Mitglieder wichtig und wer sich nicht daran hielt, war schneller wieder weg, als er denken konnte, denn für seinen Platz gab es schon mehrere Nachfolger.

Die Wasserqualität war so gut, dass man die „Erbswurst“ einfach mit Talsperrenwasser kochte. Selbst zum Spülen oder Waschen benötigte man kein Leitungswasser. Schlechter wurde es erst in den 50-er und 60-er Jahren, durch die Landwirtschaft und den Einsatz von Düngemitteln, die das Wasser des Öfteren zum „kippen“ brachten.

Zeltplatz 5 und die Gründung eines Zoos.

Der Zeltplatz 5 ist als einer der letzten in den 60-er Jahren entstanden. Vorher was das Grundstück ein Feld. Seb und ein junges Paar aus Eibenstock waren die ersten Gründungsmitglieder und gleichzeitig Besitzer eines Zoos von Wühlmäusen. Der gesamte Platz war übersäht mit Erdhügeln und Wühlmauslöcher die sich zwischen und unter jedem Zelt befanden. Die ersten Versuche diese zu vertreiben – noch recht grobschlächtig mit einer Hake scheiterten kläglich. Auch der Einsatz von Gift und Rauchpatronen brachte keinen Erfolg. Der Tipp eines Bekannten „Versuch es doch mal mit Propangas – das hat bei mir auch geholfen“ war die letzte verbliebene Rettung. Also wurde Fluchs jedes Loch mit Gas befüllt. Um den Ganzen noch ein wenig „Nachdruck“ zu verleihen, brannte man das Gas mit einer Fackel an. Das Ergebnis war dann ziemlich explosiv und Dreck, Staub und ganze Grasbüschel flogen durch die Luft – was nicht so ganz jedem Camper schmeckte, der aus Angst um sein Hab und Gut (incl. Leben) auch schon den ein oder anderen Schimpfspruch den Ungeziefervernichtern entgegen schmetterte.

 

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